Mittwoch, 24. September 2014

Lieber spät als nie...

Ich bequeme mich auch mal wieder dazu einen Post zu schreiben. Möglicherweise der letzte in diesem Blog, da ich nun schon fast zwei Monate wieder in der Heimat bin und somit mein rumänisches Jahr mehr als vorrüber ist. Aber ein abschließendes Ende muss schon sein...
Die letzten Tage in Rumänien waren ziemlich schwierig für mich. Wir hatten über die Ferien ja ein anderes Programm, in dem wir in einer Clujer Schule gearbeitet hatten und so konnte ich meine Kinder in der allerletzten Woche in Mera ein letztes Mal sehen. Erst da ist mir bewusst geworden, wie sehr mir die kleinen Racker tatsächlich ans Herz gewachsen sind. Es gab ein spezielles Ferienprogramm, das mit einer Schweizer Gruppe auf die Beine gestellt wurde. Den Kindern sollten ein paar Geschichten aus der Bibel näher gebracht werden. Die Handlungen wurden zwar auf unverständlichem Ungarisch erzählt, dennoch verstand ich genug um sie wiederzuerkennen. So wunderte ich mich auch gar nicht, dass die sonst so unbändigen Kinder mit voller Aufmerksamkeit zuhörten, saß ich doch in diesem Alter auch immer da und lauschte angestrengt den Erwachsenen, wenn sie von anschaulichen Geschichten berichteten.
Die letzten beiden Wochenenden in Rumänien wurden außerdem mit Besuch aus Sibiu bzw. Bukarest gefüllt und so ging es nochmal anständig Feiern in meinem Lieblingsclub Euphoria, bevor meine Eltern am Mittwoch kamen und erstmal geschockt von unseren Zuständen in der WG waren. Seitdem sind "Clujer Verhältnisse" ein geflügeltes Wort in der Familie für das Chaos in meinem hiesigen Zimmer. Trotzdem schaffte ich es irgendwie meinen ganzen Hausrat zusammenzupacken und im Auto zu verstauen.
Beim Abschied flossen die Tränen. Hätte man sie aufgefangen, wäre sicherlich ein kleiner Ameisenozean zustande gekommen. Schließlich war das nun ein Abschied für immer und nicht nur für ein Jahr, wie der damals, elf Monate zuvor in der Heimat.
Für mich ging es dann am 1. August aber nicht sofort nach Hause, sondern erstmal noch eine Woche nach Ungarn. So konnte ich mich mit meinen Eltern (die zuvor schon eine Woche in Budapest, Sibiu und eben Cluj Urlaub gemacht hatten) auf neutralem Terrain wieder an das Zusammenleben gewöhnen. Die freien Tage wurden bei meist sonnigen Wetter in Balatonszentgyörgy am (wer hätte es gedacht bei dem Ortsnamen) Balaton verbracht. Dort wohnten wir in dem Ferienhaus von Papas Cousin, wo wir auch häufig während meiner Kindheit urlaubten. Es war schön den Ort wiederzusehen, wo ich schon so einige Sommer verbracht hatte und eigentlich nicht wirklich mehr gerechnet hatte, noch einmal dort zu sein.
Aber wie das so mit dem Urlaub ist, ging auch dieser zu schnell wieder vorbei, auch wenn ich gar nicht so böse darüber war, weil ich nur noch nach Hause wollte, schließlich war ich das letzte Mal im Mai für ein paar Tage daheim gewesen.
Nun habe ich mich wieder eingelebt und vergesse eigentlich regelmäßig wie ich das letzte Jahr verbracht hatte, weil das Alte mich wieder eingeholt hat. Vor anderthalb Wochen hatte ich mein Rückkehrerseminar, welches den Ausklang meines Auslandjahres bildete. Seitdem sitze ich den halben Tag vor meinem Laptop, hänge auf Tumblr, schreibe, trinke Cappuccino oder lese. Besonders das Fußballtraining, welches ich in Rumänien ziemlich vermisst hatte, gibt den Wochen des Nichtstun Struktur. Doch bald geht das Studium los und endlich passiert mal wieder etwas Aufregendes. War das letzte Jahr voller Überraschungen und Abenteuer, kann ich es kaum ohne aushalten. Und ein Germanistikstudium ist doch schonmal ein kleiner Anfang zumindest wieder etwas Spannung in mein Leben zu bringen. Ich bin gespannt.
Mal sehen, ob ich irgendwann diesen Blog wiederbeleben werde, einen Neuen schreibe oder das Blogschreiben ganz lasse.
Aber bevor ich weiß, was die Zukunft bringen mag, möchte ich mich ganz herzlich bei allen Lesern und bei allen, die mich durch das Jahr in Rumänien begleitet haben, bedanken. Also: Danke!!! :)
We belong only where we feel strong
Youth has taken the strength back
So lord don’t slow us down
I’m feeling all your heat now
I look into ya eyes now
I’m feeling all ya weight now
When I look into your eyes girl
Hey girl, they used to tell me
Youth is wasted on the young
Oh dear, they stained shall be
Tonight I’m all about proving them wrong
- Dúné "Heat"

Samstag, 19. Juli 2014

Urlaub

Da der Sommer ja die schönste Jahreszeit zum Reisen ist und ich noch nicht allzu viel vom östlichen Teil Rumäniens gesehen habe, hieß es die restlichen Urlaubstage zusammenkratzen und den Rucksack für eine Woche mit Sommersachen vollstopfen. Am Freitag ging es direkt nach der Arbeit, schließlich musste am Abend noch das Deutschlandspiel gegen Frankreich geguckt werden, mit dem Bus auf nach Sibiu, wo der erste Zwischenstopp getätigt wurde. Am Abend kamen Kathrin, Max und Dorle nach, die lieber getrampt sind. Nach einem noch kurzen Abstecher in eine Kneipe, in der wir noch die anderen Sibiufreiwilligen getroffen haben, ging es dann doch recht früh ins Bett, schließlich war für den Samstag eine lange und anstrengende Reise geplant. Mit den beiden Freiwilligen aus Sibiu, Lydia und Vivi, ging es am nächsten Tag dann nach Bukarest. Im Sinne der WM machten wir aus dem Trampen in drei Zweiergrüppchen gleich eine Art Wettkampf. Für Vivi und mich ging es zwar als erstes los in Sibiu, leider aber nur bis zu dem nächstgrößeren Ort auf der Strecke nach Bukarest, wo wir dann an einer Tankstelle rausgelassen wurden und von dort weiter mussten. Aber lange Warten stand nicht an und noch bevor wir unser Trampschild raushalten konnten, wurden wir auch schon wieder mitgenommen. Diesmal war der Komfort allerdings nicht allzu hoch, denn mit einem anderen Tramper saßen wir dann zu dritt vorne im Fahrerhäuschen, wo eigentlich nur zwei Beifahrer Platz haben. Diesmal wurden wir am Autobahnzulieferer in Pitesti rausgelassen, wo wir wieder nicht viel länger als fünf Minütchen warten mussten, bis wir in einem kanariengelben Neuwagen mitgenommen wurden. Mittlerweile hatten Kathrin und Lydia uns in einem weißen LKW überholt, doch auf der Autobahn durften wir wieder an ihnen vorbeifahren und fleißig winken. Endlich in Bukarest angekommen, mussten wir ernüchtert feststellen, dass wir noch mit zwei Buslinien und der Metro fahren mussten, ehe wir dann bei Josi, die uns für die Nacht Unterkunft gab, ankommen konnten. Und so waren Vivi und ich zwar die ersten in Bukarest, doch am Ende nicht die ersten bei Josi. Am Abend ging es dann noch in die Bukarester Altstadt Fußball schauen, etwas essen und dann noch in den Garten Eden, einem riesigen, komplett grünen Freisitz mit mehreren Bars und leckeren selbstgemachten Limonaden.

 Cause I've been sick and working all week
And I've been doing just fine
You've been tired of watching me
We've got to have a good time, boy
You can take it all these spaces
Never keeping it real
I know exactly how you feel
                                                            - Rita Ora - I Will Never Let You Down
Nach dem kurzen Abstecher in Bukarest sollte es dann früh am nächsten Morgen mit dem Bus nach Tulcea weitergehen, wo man dann mit der Fähre weiter nach Crişan reisen würde. Leider haben wir aber den Bus verpasst und so mussten wir zwei Stunden Zeit totschlagen. Also auf in die nahgelegene Mall - shoppen. Mit einer Einkaufstüte voll mit neuen Klamotten ging es dann endlich los. Aufgrund des verpassten Busses haben wir allerdings die Fähre verpasst, die es scheinbar eh nicht gab, und so musste lässig ein flottes Wassertaxi genommen werden, um zu dem kleinen Dorf zu gelangen. Nachdem wir die Zelte aufgebaut hatten, machten wir noch einen Spaziergang durch das Örtchen mit untergehender Sonne und romantischem Ausblick auf das Donaudelta. Da unsere Unterkunft eine eigene Anlegestelle besaß, konnten wir den Abend gemütlich auf dem Steg ausklingen lassen, ehe es dann zeitig ins Bett ging, weil wir am nächsten Morgen ein weiteres Mal früh aufstehen wollten. Es ging auf einem der Kanale im Delta Kanufahren. Dabei konnten wir diverse Wasservögel, darunter auch Pelikane, sehen. Da die Sonne aber ziemlich auf unsere Köpfe knallte, ging der Ausflug nur bis zum frühen Nachmittag. Der Dienstagmorgen begann wieder recht früh, denn diesmal sollte es kostengünstiger mit der Fähre zurück nach Tulcea gehen und die lief schon um acht Uhr aus.
Genial unterwegs mit unserem eigenen Kapitän.
Jetzt noch Champagner und wir hätten gespürt wie geil sich reich sein anfühlt.
Gemütliches Beisammensein...
mit Sonnenuntergang.
Karibikfeeling im Donaudelta.
Auf geht die große Fahrt in die Wildnis des Donaudeltas.
Mittagspause an einem schattigen Örtchen.
Zurück ging es mit der Fähre.
Auf dem Fährendach.
 Oh I beg you
Can I follow?
Oh I ask you
Why not always?
Be the ocean
Where I unravel,
Be my only,
Be the water where I'm wading.
                                   - Lykke Li - I Follow Rivers
Übersäht von dutzenden Mückenstichen ging es von Tulcea direkt auf nach Constanța. Hier haben wir uns entschieden die Nacht in einem Hostel zu verbringen und so mussten diesmal nicht Zelte aufgebaut, sondern Betten bezogen werden, ehe es die Umgebung erkunden ging. So machten wir uns erstmal auf zu einem kleinen Abstecher an den Strand, ehe es dann auf, das Zentrum der Hafenstadt zu erkunden, ging. Im Nachhinein kann ich kaum sagen, ob mir die Stadt gefallen hat oder nicht. Mit dem Zusammenspiel zwischen alten, zerfallenen Häusern und renovierten Gebäuden hinterlässt die 280.000 Einwohnerstadt einen verwirrenden Eindruck. Es gibt keine touristischen Viertel, aber auch keine untouristischen und so ist das alles etwas seltsam. Bestes Beispiel dafür ist das wohl schönste Gebäude der Stadt. Direkt an der Küste steht ein prachtvolles Gebäude, ein ehemaliges Casino. Doch nun steht es leer und beginnt scheinbar zu zerfallen, obwohl es doch das Aushängeschild der Stadt ist. Und die Prachtstraße, die zum zentralen Platz der Altstadt, dem Piata Ovidius, führt, ist gesäumt von alten verlassenen Häusern, um den Platz jedoch herum ist alles feinsäuberlich renoviert.
Endlich Meer!
Piata Ovidius
Ovid und ich in gleicher Denkerpose
Das Casino
Nach dem Stadtspaziergang ging es dann zurück ins Hostel. Hier hatten sich auf dem Innenhof mittlerweile jede Menge anderer Gäste eingesammelt. Und sofort wurden wir natürlich als Deutsche enttarnt und so kamen die ersten Gespräche mit unseren rumänischen, österreichischen, amerikanischen und deutschen Zimmernachbarn zustande. Wie eng eine einnächtige Zweckgemeinschaft werden kann, stellte sich dann beim gemeinsamen Fußballgucken heraus. Eigentlich total geschafft von dem anstrengenden Tag wollten wir uns selbstverständlich nicht das Spiel unserer Nationalmannschaft gegen die brasilianische Seleção entgehen lassen. Vor dem Spiel nahm der Hostelbesitzer noch Wetteinsätze entgegen, schließlich sind Sportwetten in Rumänien Nationalsport. Dass das Spiel dann mit einem 7:1 für die deutsche Elf ausging war ohne Zweifel für jeden überraschend und da so ein Finaleinzug gebührend gefeiert werden muss, kam mir die Nähe zum Strand recht gelegen für ein nächtliches Freudenbad. Dass dann doch so gut wie alle Hostelgäste sich uns anschlossen war zwar nicht geplant, brachte aber jede Menge Spaß mit sich. Barfuß wie ich war und durch das erfrischende Nass hellwach, war ich dann der Meinung, dass es noch zu früh sei, um sich zurück zum Hostel zu begeben. Einer der Gäste schien denselben Gedanken gehabt zu haben und so machten wir beide uns ohne Schuhe auf durch die Stadt, um sich erstmal schön zu verlaufen. Als dann am Strand schon die Sonne aufging, wurde uns recht schnell klar, dass es langsam Zeit ist sich zurück zum Hostel zu begeben. Gegen sechs Uhr lag ich dann endlich mit schmerzenden Füßen im Bett, um nach nichtmal drei Stunden Schlaf als erste aus meinem Zimmer aufzuwachen und nicht mehr schlafen zu können. Also auf Zehenspitzen raus aus dem Raum und sich in eine der Hängematten hauen. Der Chef des Hostels sowie ein paar Gäste waren bereits wach und da wurde ich dann gleich mal mit den Worten "Your face - you look like shit" begrüßt. Die lange Nacht schien mir also anzusehen gewesen zu sein...
Der Innenhof des Hostels.
 You can feel the light start to tremble
Watching what you know out to see
You can see your life out of the window, tonight
                                                     - OneRepublic - If I Lose Myself
Um das Schwarze Meer noch in seiner kompletten Fülle zu spüren, ging es dann von Konstanza eine Viertelstunde auf mit dem Zug in das Städtchen Eforie Nord. Touristenüberlaufen bot sich hier zwar nicht naturnahe Erholung wie im Donaudelta, doch die Strandnähe des Campingplatzes, der gelbe Sandstrand, subtropische Temperaturen und eine angenehme Wassertemperatur entschädigten das. Also verbrachten wir zwei komplette Tage am Strand, was einen noch immer roten Sonnenbrand mit sich zog.
Die liebe Kathrin steht nicht so auf freundliches Kameraposen nachts am Strand ;)
Stranded in this spooky town
Stoplights are swaying and the phone lines are down
This floor is crackling cold
She took my heart, I think she took my soul
With the moon I run
Far from the carnage of the fiery sun

Driven by the strangled vein
Showing no mercy I do it again
Open up your eye
You keep on crying, baby
I'll bleed you dry
The skies are blinking at me
I see a storm bubbling up from the sea
                                  - Kings of Leon - Closer
Da Konstanza über 600 Kilometer von Cluj entfernt ist und das mit den rumänischen Fernverkehrsmitteln doch eine beachtliche Zeitspanne in Anspruch nimmt, war geplant auf dem Heimweg noch einen nächtlichen Zwischenstopp in Brasov einzulegen und so auch noch die Chance zu haben, dort die wesentlichen Sehenswürdigkeiten zu bestaunen. Dass die Rumänen uns das aber nicht so einfach machen wollten, haben wir schon auf dem Weg von Eforie Nord nach Konstanza bemerkt, als der Zug dann endlich mit einstündiger Verspätung eintrudelte. Somit verpassten wir den geplanten Bus nach Bukarest und mussten uns mit dem nächsten begnügen. Zwar später als geplant, aber dennoch im möglichen Zeitplan wären wir dann in der rumänischen Hauptstadt angekommen. Also die Fahrt noch für ein kleines Nickerchen genutzt. Doch als ich dann aufgrund eines kühlen Luftzuges aufgewacht bin, der sich nur durch offene Bustüren erklären ließ, musste ich feststellen, dass wir uns nicht etwa auf einem Rasthof befanden, sondern auf dem Seitenstreifen. Einige Passagiere standen um den sich seines Hemdes bereits entledigt habenden Busfahrer herum und beäugten das Innenleben des Busses. Als auf der Gegenspur ein weiterer Bus anhielt, begab sich unser gutgebauter Busfahrer einfach mal über die dreispurige Autobahn auf die Gegenrichtung, um sich mit dem anderen Busfahrer zu unterhalten. Rumänien halt. Als dann nach Ewigkeiten die anderen Fahrgäste mit den Worten "Das Problem ist gelöst" wieder in den Bus begaben, fanden wir wieder Hoffnungen irgendwie doch noch den Weg nach Brasov an diesem Tag bewerkstelligt zu bekommen. Doch der Bus fuhr einfach nur im Schneckentempo den Standstreifen entlang, ehe wir endlich von der Autobahn abfuhren und den Bus wechseln durften. Nun war aber alles zu spät und kurzfristig beschlossen wir Brasov auszulassen und mit dem Zug direkt nach Cluj durchzufahren. Todmüde kamen wir dann gegen 4 Uhr nachts zu Hause an, nachdem wir uns früh um acht auf die Reise begeben hatten. Dass ich erstmal so richtig ausschlafen musste, versteht sich wohl von selbst...
I walked across an empty land
I knew the pathway like the back of my hand
I felt the earth beneath my feet
Sat by the river and it made me complete

Oh simple thing where have you gone?
I'm getting old and I need something to rely on
So tell me when you're gonna let me in
I'm getting tired and I need somewhere to begin

I came across a fallen tree
I felt the branches of it looking at me
Is this the place we used to love?
Is this the place that I've been dreaming of?

Oh simple thing where have you gone?
I'm getting old and I need something to rely on
So tell me when you're gonna let me in
I'm getting tired and I need somewhere to begin

And if you have a minute why don't we go
Talk about it somewhere only we know?
This could be the end of everything
So why don't we go
Somewhere only we know?
Somewhere only we know?

                                                   - Keane - Somewhere Only We Know

Montag, 14. Juli 2014

An Tagen wie diesen...

Da kommt man irgendwann um fünf Uhr nachts aus dem Urlaub Heim, schläft lange aus, wäscht Wäsche und denkt sich nichts dabei und am Abend ist man plötzlich Weltmeister! Aufgrund dessen wird auch der Blogeintrag über meine Urlaubswoche erstmal zurückgesetzt, schließlich bin ich den ganzen Tag nur am Grinsen und kann an gar nichts anderes mehr denken, als an das, was unsere Nationalmannschaft da geschafft hat. Wenn auch immer ein wehleidiges Auge dabei ist, weil ich den Sieg nicht in der Heimat verbringen durfte und somit keine Feuerwerke und Autokorsos hatte. 
Das Spiel, ich den ganzen Tag schon nervös am rumzappeln gewesen, habe ich mit Kathrin in einem kleinen Freisitz am Piata Unirii verbracht, nachdem wir beide es schon mit der Angst zu tun bekommen hatten, weil es überall voll war, was bislang ziemlich unüblich für die WM-Übertragungen hier war. Letztendlich saßen wir dann aber brilliant, wenn auch ein paar zu viele Argentinienanhänger um uns herum verstreut waren. Also durfte gezittert, geschrien, geklatscht und gejubelt werden. Die Gesichter wurden unter den Händen vergraben oder die Arme in die Luft gerissen. Mit Klose sind wir am Ball vorbeigesprungen, mit Kroos wurde nach einer miserablen Kopfballrückgabe die Luft angehalten, mit Schweinsteiger haben wir uns vor Schmerz am Boden gewälzt und mit Messi haben wir voller Vergnügen den Ball in der letzten Minute der Verlängerung weit über Neuers Kasten gehauen. Ich wusste nicht, dass einem das Herz stehen bleiben und gleichzeitig so schnell schlagen kann.
Nach der Siegerehrung waren Kathrin und ich dann neben einer weiteren kleinen deutschen Gruppe noch die einzigen Gäste und so ging es dann auch schnell nach Hause bis vier Uhr nachts die Nachberichte streamen.
Da wir zur Zeit nicht in Mera, sondern in einer Schule in Cluj arbeiten und dort ein Betreuungsschlüssel herrscht, von dem man sich nichtmal zu träumen wagt, hatte ich nichts besseres zu tun, als wunderbare Weltmeisterkunstwerke zu malen. Schließlich haben die Rumänen (aufgrund fehlender Teilnahme) ein eher geringes Interesse an der WM gezeigt, was besonders in meiner frauendominierten Arbeitsstelle auffällt, wodurch ich mir mein Weltmeisterfeeling selbst schaffen muss :D
Also feiert noch schön, wenn ihr könnt, und bald gibt es dann einen ausführlichen Urlaubsbericht!

Dienstag, 1. Juli 2014

Freiwilligentreffen in Apold

Ich bin nicht mehr oft in meinem Zimmer,
ich geh langsam raus.
Verdammt, noch so ein Winter und ich schwör' ich wander aus.
Alles ist nur noch halb so beschissen, wenn die Sonne scheint.
Gleicher Ort, gleiche Zeit. (Komm doch mal wieder vorbei)
Yeah, denn wir sind wieder da
Und liegen hier im Park
Den lieben langen Tag
Kein Ziel, kein Plan
Aber fantastisches Wetter
Wir brauchen nicht viel
Nur Fanta und Pappbecher

                                                
Casper feat. Kraftklub "Ganz schön okay"
Nanu, hier geht's ja plötzlich Schlag auf Schlag. Nachdem ich gestern erst einen Beitrag gepostet habe, kommt heute gleich der nächste. Am Wochenende war nämlich ein Freiwilligentreffen in Apold. Die beiden Freiwilligen dort vor Ort, Friedi und Till, helfen bei der Restaurierung einer Kirchenburg. Und so eine kleine Festung bietet natürlich ideale Bedingungen, um eine junge Horde deutscher Freiwilliger unterzubringen. Geschlafen wurde in einem Turm, gegessen an der frischen Luft und Wasser gab es aus einem Brunnen. Wir fünf Clujer Freiwillige sind erst ziemlich spät am Donnerstagabend nach Sighisoara aufgebrochen, wodurch wir erst gegen halb eins in der Nacht in Apold angekommen sind. Am Freitag gab es dann eine kleine Schatzsuche und außerdem erlaubte das Wetter eine kurze Wasserschlacht mit dem eiskalten Brunnenwasser. Am Abend haben wir noch gegrillt und Lagerfeuer gemacht. Fertig von den ersten beiden Abenden wurde am Samstagmittag dann nach Sighisoara getrampt. Dort gab es Eis und Pizza und wir sind außerdem auf den Stundturm hoch, was ich bei meinem vorherigen Sighisoarabesuch mit Mama und Papa nicht gemacht hatte. Der Abend wurde dann feucht-fröhlich bei dem deutschen Chef von Friedi und Till mit Fußball gucken verbracht. Sonntag ging es dann wieder mit dem Bus Heim und für mich hieß es dann fertig packen, schließlich sollte am Montag ein Umzug vollzogen werden. Aus Renovierungsgründen musste nämlich meine Wohnung geräumt werden und auch Dorle ist aus ihrer vertrieben wurden, so dass wir beide Mädels jetzt mit bei den Jungs wohnen. Mal sehen, wie sich das WG-Leben wohl so gestalten wird.
Da oben haben wir geschlafen!
Nachtlager
Bei Friedi und Till Hund und Hühner füttern
Gemeinsames Fußballgucken

Montag, 30. Juni 2014

Fotos :)

If this is to end in fire
Then we should all burn together
Watch the flames climb high into the night
Calling out father, stand by and we will
Watch the flames burn auburn on the mountain side

And if we should die tonight
Then we should all die together
Raise a glass of wine for the last time
Calling out father, prepare as we will
Watch the flames burn auburn on the mountain side
Desolation comes upon the sky
                                                         - Ed Sheeran - I see fire
Ich habe ja versprochen, dass ich noch ein paar Bilder von unserer Wanderung nachreichen werde. Hier sind sie. Statt arbeiten durften wir mit Hajni und den beiden anderen Freiwilligen der Diakonia die Natur erkunden. Mit dem Bus ging es etwa 20 Minuten in Richtung Turda und dann ein paar Stunden durch die Cheile Turenilor wandern, inklusive klettern und nass werden.
Ob Heidi wohl ein Foto für die beiden hätte?

Donnerstag, 19. Juni 2014

Sommerferien

Immer unterwegs, ich bin schlaflos in Berlin,
Müde Waden zwischen Schwaden von Nikotin,
Wie ein König ohne Krone, ohne Macht,
Nur die Stempel auf dem Handgelenk, Insignien der Nacht.
Was ich brauch' ist ein Pinguin mit Übergewicht,
Der für mich das Eis bricht, denn ich kann das nicht.

Und ich hab: Kein Bock - auf Smalltalk und schlechte Witze
Kein Bock - Aber Gästeliste
Wo seht ihr euch in 100 Jahren? Noch immer ohne Zukunft und ohne Plan!
                                                                                               - Jennifer Rostock - K.B.A.G.

Es sind noch knappe anderthalb Monate für mich hier in Rumänien. Es ist wahnsinn, wie die Zeit gerade verfliegt. Wenn ich so zurück denke, dann kommt mir meine Ankunft hier im September schon so ewig weit weg vor, weil in der Zwischenzeit einfach so viel passiert ist. Und seltsamerweise kommt mir mein letzter Deutschlandbesuch im Mai auch schon wieder ewig lange her vor, weil in den letzten viereinhalb Wochen auch so unendlich viel passiert ist, ohne dass wir großartig wirklich was unternommen haben. Und die letzten paar Wochen sind auch schon extrem vollgestopft mit einem weiteren Freiwilligentreffen und unserem Urlaub, so dass auch diese im Nu verfliegen werden und ich schneller wieder in Deutschland bin, als es mir lieb ist. Wie nah meine endgültige Heimkehr mittlerweile gerückt ist, ist mir diese Woche deutlich geworden. Wir haben unser Ferienprogramm erhalten und werden diese größtenteils in einer Einrichtung in Cluj verbringen. Heute war der letzte Schultag für die Kinder und damit mein letzter richtiger Arbeitstag in Mera. Man hat diese typische Vorferienstimmung der Kinder gespürt, aber es war etwas ganz anderes, sie nicht als Schüler wahrzunehmen. Zur Feier des letzten Schultages fand in der Schule die Zeugnisausgabe statt, die in einem etwas größeren Rahmens zelebriert wurde, wodurch wir Freiwillige gemeinsam mit unseren Kollegen ihr beigewohnt haben. In der Diakonia wurde dann noch Geburtstag gefeiert und wir vier Freiwillige durften uns den Kindern noch zum Abschied durch eine PowerPointPräsentation vorstellen, bevor die Kinder dann in ihre wohlverdienten Ferien entlassen worden sind.

Nun sitze ich hier, schaue Kolumbien gegen die Elfenbeinküste und esse fleißig Kirschen. Der Sommer macht in Rumänien nämlich richtig viel Spaß, weil es überall frisches Obst und Gemüse zu kleinen Preisen zu kaufen gibt. Das hat mich besonders in der Erdbeerzeit erfreut. Was mich auch freut ist natürlich der erste deutsche Sieg gegen Portugal, den wir in einer Kneipe mit angesehen haben. Dort durften wir auch die Niederländer gegen die Spanier siegen sehen, auch wenn der Ton schneller war als das Bild und uns der Moderator so schon im Vorfeld verraten hatte, ob aus der Situation ein Tor entstehen wird oder nicht. Die anderen Spiele verfolge ich gerne in diversen Livestreams, auch wenn ich beim gestrigen Rauswurf der Spanier leider eingeschlafen bin. Dass die Spiele aber auch so spät sein müssen...

Ansonsten waren wir Diakonie-Freiwilligen vor ein paar Tagen mit unserer Koordinatorin wandern. Leider habe ich keine Fotos gemacht und die von den anderen noch nicht erhalten, aber ich hoffe, dass ich sie demnächst nachreichen kann.
Außerdem war Anna letzte Woche zu Besuch. Neben dem üblichen Besucherprogramm hier in Cluj sind wir mit ihr nach Cojocna an einen Salzsee gefahren. Mit einem Salzgehalt von 27 bzw 29 Prozent wird dann auch das Schwimmen überflüssig. Und auch wenn ich, noch müde vom Feiern am Abend zuvor, die ganze Zeit in der Sonne eingeschlafen bin, habe ich dank Sonnencreme keinen (bzw nur ein ganz klein wenig) Sonnenbrand davon getragen -  was ja dann doch ziemlich untypisch beim ersten Baden im Sommer für mich ist, ich kleines Kellerkind. Anna ist am Montag wieder abgereist und es war echt schön nochmal jemanden aus der Heimat hier gehabt zu haben :)

Sonntag, 1. Juni 2014

Versuch's mal mit Gemütlichkeit....

Und da melde ich mich mal wieder. Vor zwei Wochen bin ich nun wieder aus Deutschland zurückgekehrt und es gab jede Menge hier zu tun. In nur zwei Wochen mussten wir nämlich ein Theaterstück mit den Kindern für den Meratag einüben. Tägliche Proben, Maskenbasteln und Szenenbildermalen standen nun auf dem Plan und diese Tätigkeiten mussten neben dem normalen Arbeitsalltag bewerkstelligt werden. Die Zeit war knapp bemessen, aber am Ende konnten die Kinder dann doch alle ihren Part und so kam es gestern dann zum großen Moment des Auftritts. Neben den Eltern waren auch viele Diakonia-Mitarbeiter und Unterstützer während der Aufführung im Publikum. Gespielt und gesungen wurden Teile aus dem Dschungelbuch. Alles verlief ohne größere Patzer und so genossen wir Freiwilligen und unsere Kollegen das anschließende gemütliche Beisammensein mit leckerem ungarischen Gulasch und selbstgemachten Kürtöskalacs. Und weil wir vier Mera-Freiwillige ja schlau sind, haben wir Kathrin auch eingeladen vorbeizuschauen und so konnte sie gleich ganz viele Fotos schießen :) 
Wer mich nicht sofort erkennen sollte: Ich habe eine neue Haarfarbe. Die Tage als Blondine sind vorerst wieder vorbei. Ich wünsche euch allen eine schöne Woche! :)